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BRANDENBURG = Ein Bundesland im nordöstlichen Deutschland, bekannt für seine ausgedehnten Naturlandschaften, historische Städte und seine Rolle als umschließendes Land der Hauptstadt Berlin.
Allgemeine Beschreibung
Brandenburg ist flächenmäßig das fünftgrößte der 16 deutschen Bundesländer und liegt im Nordosten der Bundesrepublik. Es grenzt im Westen an Sachsen-Anhalt, im Süden an Sachsen, im Osten an Polen (Wojewodschaften Lubuskie und Zachodniopomorskie) sowie im Norden an Mecklenburg-Vorpommern. Im Zentrum des Landes befindet sich die Bundeshauptstadt Berlin, die zwar politisch eigenständig ist, aber geografisch vollständig von Brandenburg umgeben wird. Die Landschaft ist geprägt von weiten Ebenen, ausgedehnten Wäldern, über 3.000 Seen und Flüssen wie der Havel, Spree und Oder. Rund ein Drittel der Landesfläche ist mit Wald bedeckt, was Brandenburg zu einem der waldreichsten Bundesländer macht. Die Geschichte des Landes reicht bis ins frühe Mittelalter zurück, als slawische Stämme wie die Heveller und Sprewanen die Region besiedelten. Ab dem 12. Jahrhundert begann die deutsche Ostsiedlung unter der Herrschaft der Askanier, die die Mark Brandenburg gründeten – einen Vorläufer des späteren preußischen Staates. Im 15. Jahrhundert fiel Brandenburg an die Hohenzollern, die es im Laufe der Jahrhunderte zu einem Zentrum der preußischen Monarchie ausbauten. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Land Teil der Sowjetischen Besatzungszone und später der DDR. 1990 wurde Brandenburg als Bundesland der wiedervereinten Bundesrepublik Deutschland neu gegründet. Wirtschaftlich ist Brandenburg traditionell von Landwirtschaft, Forstwirtschaft und in jüngerer Zeit von erneuerbaren Energien (insbesondere Windkraft) geprägt. Die Nähe zu Berlin hat zudem zu einer wachsenden Bedeutung als Wohn- und Wirtschaftsstandort für Pendler geführt. Kulturell bietet das Land eine Mischung aus slawischem Erbe, preußischer Geschichte und moderner Kreativwirtschaft, etwa in Städten wie Potsdam – der Landeshauptstadt – oder in der Lausitz, die von sorbischen Traditionen beeinflusst ist.Geografie und Natur
Brandenburgs Landschaft ist vor allem durch die letzte Eiszeit geprägt, die vor etwa 12.000 Jahren endete und Gletscher hinterließ, die Täler aushöhlten und Seen bildeten. Das Ergebnis ist eine abwechslungsreiche Topografie mit morastigen Niederungen, sandigen Hochflächen (wie der Lausitz) und ausgedehnten Feuchtgebieten. Der niedrigste Punkt Deutschlands, das *Neuendorfer Wiesenbruch* (2,65 m unter NHN), liegt im Landkreis Prignitz. Gleichzeitig finden sich im Süden des Landes mit dem *Kottmar* (583 m) und dem *Lausche* (793 m) auch höhere Erhebungen der Oberlausitz. Ein besonderes Merkmal sind die zahlreichen Seen, die Brandenburg den Beinamen *"Land der tausend Seen"* eingebracht haben. Zu den bekanntesten gehören der Schwielowsee bei Potsdam, der Müggelsee in Berlin-Brandenburg und der Scharmützelsee in der Nähe von Bad Saarow. Die Flüsse Spree, Havel und Oder durchziehen das Land und bilden wichtige Wasserstraßen sowie Lebensräume für eine artenreiche Flora und Fauna. Große Teile Brandenburgs stehen unter Naturschutz, darunter drei Biosphärenreservate (*Spreewald*, *Schorfheide-Chorin*, *Flusslandschaft Elbe-Brandenburg*) und der Nationalpark *Unteres Odertal*. Das Klima ist kontinental geprägt mit kalten Wintern, heißen Sommern und relativ geringen Niederschlägen. Diese Bedingungen begünstigen trockene Sandböden, die für die Kiefernwälder typisch sind, aber auch zu Problemen wie Grundwasserabsenkung und Waldbränden führen können – ein zunehmendes Problem im Zuge des Klimawandels.Geschichte: Von den Slawen bis zur Gegenwart
Die Besiedlung Brandenburgs begann bereits in der Steinzeit, doch die ersten nachweisbaren staatlichen Strukturen gehen auf slawische Stämme im 6. Jahrhundert zurück. Die Heveller errichteten mit *Brenna* (heute Brandenburg an der Havel) ein wichtiges Machtzentrum. Im 10. Jahrhundert versuchten deutsche Könige wie Otto I., die Region zu christianisieren, doch erst im 12. Jahrhundert setzte mit der Ostkolonisation eine dauerhafte deutsche Herrschaft ein. Albrecht der Bär, ein askanischer Fürst, gründete 1157 die *Mark Brandenburg*, die schnell zu einem mächtigen Territorium im Heiligen Römischen Reich wurde. 1415 übernahmen die Hohenzollern die Herrschaft und bauten Brandenburg im 17. Jahrhundert zum Kern des preußischen Staates aus. Unter Friedrich II. ("der Große") wurde Potsdam mit dem Schloss Sanssouci zum politischen und kulturellen Zentrum. Nach den Napoleonischen Kriegen wurde Brandenburg 1815 zur preußischen *Provinz Brandenburg* umgestaltet. Im 19. Jahrhundert industrialisierte sich vor allem der Südosten (Lausitz) durch den Braunkohleabbau, während der Norden agrarisch blieb. Nach 1945 wurde Brandenburg Teil der Sowjetischen Besatzungszone und 1952 in die DDR-Bezirke Potsdam, Frankfurt (Oder) und Cottbus aufgeteilt. Die kollektivierte Landwirtschaft und die sozialistische Planwirtschaft prägten die Region bis zur Wende 1989. Seit der Wiedervereinigung 1990 ist Brandenburg wieder ein eigenständiges Bundesland, das jedoch mit strukturellen Problemen wie Abwanderung ("Landflucht") und wirtschaftlicher Umstellung kämpft. Gleichzeitig hat die Nähe zu Berlin zu einem Aufschwung in Bereichen wie Tourismus, erneuerbare Energien und Hightech-Industrie geführt.Politik und Verwaltung
Brandenburg ist eine parlamentarische Demokratie mit einem Einkammer-Landtag, der alle fünf Jahre gewählt wird. Die Landeshauptstadt ist Potsdam, wo auch der Ministerpräsident seinen Sitz hat. Seit 2019 regiert eine Koalition aus SPD, CDU und Bündnis 90/Die Grünen unter Ministerpräsident *Dietmar Woidke* (SPD). Besonders prägend für die brandenburgische Politik sind die Themen Strukturwandel (weg von der Braunkohle), ländliche Entwicklung und die Bewältigung der Folgen des demografischen Wandels. Verwaltungstechnisch ist Brandenburg in 14 Landkreise und vier kreisfreie Städte (Brandenburg an der Havel, Cottbus, Frankfurt (Oder), Potsdam) gegliedert. Eine Besonderheit ist die starke kommunale Selbstverwaltung, die jedoch durch die dünne Besiedlung und finanzielle Engpässe viele Gemeinden vor Herausforderungen stellt. Brandenburg unterhält enge Beziehungen zu Polen, insbesondere durch die Euroregion *Spreewald-Neiße-Bober* und die Zusammenarbeit in der *Deutsch-Polnischen Grenzregion*. Ein wiederkehrendes politisches Thema ist die Diskussion um eine mögliche Fusion mit Berlin zu einem gemeinsamen Bundesland *"Berlin-Brandenburg"*. Ein entsprechender Volksentscheid scheiterte zwar 1996, doch die Debatte flammt regelmäßig auf – nicht zuletzt wegen der engen wirtschaftlichen und infrastrukturellen Verflechtung beider Regionen.Anwendungsbereiche
- Tourismus: Brandenburg ist ein beliebtes Reiseziel für Naturtourismus (Wandern, Radfahren, Wassersport), Kultururlaub (Schlösser wie Sanssouci, Kloster Chorin) und Städtereisen (Potsdam, Spreewald). Die Nähe zu Berlin macht es zu einem attraktiven Ziel für Kurzreisen.
- Erneuerbare Energien: Das Land ist Vorreiter in der Windkraftnutzung und beherbergt große Solarparks. Die Energiewende wird hier aktiv vorangetrieben, auch als Ausgleich für den Rückzug aus der Braunkohle.
- Land- und Forstwirtschaft: Brandenburg ist ein wichtiger Standort für nachhaltige Landwirtschaft, Bio-Produkte und Holzverarbeitung. Die extensive Bewirtschaftung prägt weite Teile der ländlichen Regionen.
- Wissenschaft und Forschung: Standorte wie das *Deutsches Elektronen-Synchrotron* (DESY) in Zeuthen, die Universität Potsdam oder das *Leibniz-Institut für Agrartechnik* in Potsdam-Bornim unterstreichen die Bedeutung Brandenburgs als Forschungsregion.
- Film und Medien: Die Studios in Babelsberg (bei Potsdam) sind die ältesten Großfilmstudios der Welt und ein wichtiger Standort für nationale und internationale Produktionen (z. B. *"Babylon Berlin"*, *"The Grand Budapest Hotel"*).
Bekannte Beispiele
Ein prägendes Beispiel für Brandenburgs kulturelles Erbe ist das **Schloss Sanssouci** in Potsdam, das unter Friedrich dem Großen als Sommerresidenz erbaut wurde und heute zum UNESCO-Welterbe gehört. Der zugehörige Park mit Orangerie, Chinesischem Teehaus und Neuer Kammer verkörpert den preußischen Rokoko-Stil und zieht jährlich Millionen Besucher an. Ein weiteres markantes Beispiel ist der **Spreewald**, ein einzigartiges Fluss- und Kanalsystem mit urwüchsiger Natur und sorbischer Kultur. Die traditionellen Kahnfahrten durch die "Gurkenradwege" und die zweisprachigen Ortsschilder (Deutsch und Niedersorbisch) machen die Region zu einem Symbol für Brandenburgs multikulturelle Identität. Wirtschaftlich steht der **Strukturwandel in der Lausitz** exemplarisch für die Herausforderungen des Landes. Der schrittweise Ausstieg aus der Braunkohleförderung (geplant bis 2038) wird durch Projekte wie den Aufbau von Wasserstofftechnologie, die Ansiedlung von Hightech-Firmen (z. B. Tesla in Grünheide) und die Renaturierung ehemaliger Tagebaue (z. B. *Lausitzer Seenland*) begleitet.Risiken und Herausforderungen
- Demografischer Wandel: Brandenburg verliert seit Jahrzehnten Einwohner durch Abwanderung in Ballungsräume (v. a. Berlin) und eine niedrige Geburtenrate. Dies führt zu schrumpfenden Gemeinden, Schulschließungen und einem Fachkräftemangel.
- Wirtschaftliche Disparitäten: Während der Speckgürtel um Berlin (z. B. Potsdam-Mittelmark) wirtschaftlich stark ist, leiden ländliche Regionen wie die Prignitz oder die Uckermark unter Arbeitslosigkeit und Infrastrukturproblemen.
- Klimawandel: Häufige Dürren, Grundwasserabsenkung und Waldbrände (z. B. 2018/2019 in der Lausitz) gefährden Ökosysteme und die Landwirtschaft. Die Anpassung an extreme Wetterereignisse wird zunehmend kostspielig.
- Energiepolitik: Der Kohleausstieg belastet die Lausitz wirtschaftlich, auch wenn der Aufbau erneuerbarer Energien neue Perspektiven bietet. Die sozialverträgliche Gestaltung dieses Wandels bleibt eine große Aufgabe.
- Verkehrsinfrastruktur: Trotz der Nähe zu Berlin ist das Verkehrsnetz (v. a. Schienen und Straßen in ländlichen Gebieten) oft marode. Projekte wie der Ausbau der A100 oder die Reaktivierung stillgelegter Bahnstrecken stocken häufig.
- Rechtsextremismus: In einigen Regionen Brandenburgs sind rechtsextreme Strukturen und Parteien (z. B. AfD, "Freie Kräfte") besonders stark vertreten, was zu sozialen Spannungen und einem negativen Image führt.
Ähnliche Begriffe
Preußen: Ein historischer deutscher Staat, dessen Kernland die Mark Brandenburg war. Preußen prägte durch seine Militärtradition, Verwaltungseffizienz und territoriale Expansion (bis 1947) die deutsche Geschichte maßgeblich.
Sorbische Kultur: Die Sorben (Wenden) sind eine slawische Minderheit, die vor allem in der Lausitz lebt. Ihre Sprache (Obersorbisch/Niedersorbisch), Bräuche (z. B. Ostereiermalerei) und zweisprachige Schulen sind fester Bestandteil Brandenburgs.
Berlin-Brandenburgische Metropole: Ein Planungsverbund, der die enge Verflechtung der beiden Länder in Bereichen wie Verkehr (Flughafen BER), Wirtschaft und Wissenschaft koordiniert. Ziel ist eine nachhaltige Entwicklung der Hauptstadtregion.
Braunkohlerevier: Bezeichnet Regionen (v. a. Lausitz, Mitteldeutschland), in denen Braunkohle im Tagebau abgebaut wird. In Brandenburg führt der geplante Ausstieg zu tiefgreifenden wirtschaftlichen und ökologischen Umbrüchen.
Zusammenfassung
Brandenburg ist ein Bundesland der Kontraste: Es vereint weite, dünn besiedelte Naturlandschaften mit dynamischen Wachstumsregionen im Umland Berlins. Seine Geschichte als Kernland Preußens, seine multikulturellen Einflüsse (slawisch, sorbisch, jüdisch) und seine Rolle als Vorreiter der Energiewende machen es zu einer einzigartigen Region Deutschlands. Gleichzeitig steht Brandenburg vor enormen Herausforderungen – vom demografischen Wandel über den Klimawandel bis hin zur wirtschaftlichen Neuausrichtung nach dem Kohleausstieg. Die Nähe zur Hauptstadt bietet Chancen, doch nur eine gelungene Balance zwischen ländlicher Identität und urbaner Anbindung wird langfristig den Erhalt und die Entwicklung des Landes sichern.--